Mystère

Mehr und mehr interessiert mich, nicht nur in der Fotografie, der Unterschied zwischen „Sehen“ und „Wahrnehmen“. „Sehen“ ist für mich die reine Aufnahme von Daten, Informationen. Dieser Prozess ist relativ simpel und schnell abgeschlossen. Nach dieser „Datenaufnahme“ fängt es aber an, spannend zu werden.

Etwas in uns beginnt auf unterschiedlichen Ebenen, in einem sehr subjektiven Prozess, das Gesehene zu interpretieren. Es wahrzunehmen. Ohne dass es uns bewusst werden muss, beginnt eine „Wahrnehmung“, die von unserer Erziehung, Bildung, Religion, unserem Geschlecht, Alter, Erleben abhängig ist. Uns dagegen zu wehren, ist nur mit bewusster Anstrengung möglich. Viel zu reflexhaft läuft unsere „Wahrnehmung“ ab. Viel zu schnell sind wir bereit, neu Gesehenes in alte Schubladen zu sortieren.

Durch einen Freund wurde ich auf René Char aufmerksam. Bei ihm las ich den Satz: „Ein Dichter muss Spuren seiner Bahn hinterlassen, keine Beweise. Nur Spuren machen uns träumen.“ Ich würde diese Aussage, mit der die Poesie des Wortes gemeint war, gerne auch auf die Poesie des Bildes beziehen.

In meiner Arbeit „Mystère / Mystery“ versuche ich mit der „Wahrnehmung“ des Betrachters zu spielen. Nicht im Sinne optischer Täuschung, sondern im Sinne einer meiner Lehrerinnen, Susan Lipper, der „the picture behind the picture“ wichtig war. Der Betrachter soll sein persönliches „Bild hinter dem Bild“, seine eigene Geschichte finden. Eine Fotografie, irgendwann einmal im Bruchteil einer Sekunde entstanden, wird so in einen neuen Zusammenhang gestellt, bekommt eine weitere Geschichte, ein neues Geheimnis.

Die fotografischen Mittel, deren ich mich bediene, sind denkbar simpel: Perspektive, Bildausschnitt und die Darstellung in Grautönen.

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