Meditationen

Warum bin ich auf den Ausstellungstitel „Meditationen“ verfallen? Der Ausdruck hat ja etwas mit „innerer Einkehr“ zu tun.

Der größte Teil meiner Baumbilder ist auf einer Wanderung entstanden, die im Hohen Norden ihren Ursprung hatte und mich zurück nach Deutschland führte. Jetzt ist eine Wanderung für mich eh schon eine besondere Form der Meditation. Solo lange Strecken unter die Füße zu nehmen und seinen Gedanken Raum zu geben, den einen oder anderen zu einem Ende zu bringen, ist für mich seit vielen Jahren eine der schönsten Möglichkeiten unterwegs zu sein. Dass ich damit nicht alleine bin, zeigt die Beliebtheit der Pilgerwege.

Während einer Reise mit Rucksack, Zelt und Kocher hört die innere Einkehr aber nicht mit dem letzten Schritt der Tagesetappe auf. In Lappland hat mein Zelt an Plätzen gestanden, an denen niemals ein Haus, geschweige denn ein Hotel stehen wird. Es gab Tage und Plätze, an denen ich das Zelt etwas länger stehen ließ, mir die Kamera umhängte, ein paar Müsliriegel einsteckte und die schönste Galerie der Welt besuchte: Die weitgehend unberührte Natur des Hohen Nordens.

In absoluter Stille – die Geräusche des Windes und das Piepsen der Vögel rechne ich jetzt einmal der Stille zu – konnte sich meine ganze Aufmerksamkeit auf die faszinierenden Gestalten des nordischen Waldes konzentrieren: Auf alte Baumpersönlichkeiten, die, auch wenn schon lange abgestorben, noch immer Größe und Würde ausstrahlten. Im Theater würde man von großen Charakteren sprechen.

Da ein Wanderer der völlig in der Natur aufgeht und von ihr abhängig ist, in seiner Gefühlswelt stark vom Wetter beeinflusst wird, kommt in vielen meiner Bilder auch dem Himmel eine dominierende Rolle zu. Man muss es erlebt haben, wie sich ein einzelner Sonnenstrahl auf die Seele auswirkt. Wie sich, vielleicht nach tagelangem Regen, im wahrsten Sinne des Wortes, ein Lichtblick zeigt.

Wenn jemand angesichts meiner Fotografien sagt „Das hätte ich auch gekonnt.“, wird er sehr wahrscheinlich Recht haben. Was habe ich schon gemacht? In einem Umfeld wunderbarer Modelle meine Kamera halbwegs gerade gehalten und den Finger krumm gemacht. Eine meiner Lehrerinnen, die amerikanische Fotografin Susann Lipper, legte aber seinerzeit sehr viel Wert auf „the Picture behind the Picture“, auf „das Bild hinter dem Bild“. Es würde mich freuen, wenn Sie bei der Suche des Bildes hinter dem Bild, zu dem Zustand der Meditation finden würden.

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