Vor Jahren besuchte ich Venedig auf sehr spezielle Weise: Von München wanderte ich bis zu dem Städtchen in der Lagune. Nach rund 500 Kilometer, zum großen Teil in der Ruhe der Berge, traf mich fast der Schlag. Es erging mir wie fast allen Tagestouristen: Die Hektik der von Besuchern überschwemmten Stadt nahm mir den Atem. So hatte ich mir das Ziel meiner Tour nicht vorgestellt. Zwei Stunden später saß ich im Zug nach Norden!

Jahre später machte ich einen zweiten Versuch der Annäherung. Eine Woche in einem kleinen Hotel mitten in der Stadt veränderte alles. Eine innige Liebe nahm ihren Anfang! Ich lernte nicht nur mich in den Gassen zurechtzufinden, ich lernte besonders die Gelassenheit und Herzlichkeit der Venezianer zu schätzen. Seither verging kaum ein Jahr ohne ein- bis zweiwöchige Besuche.

Der Titel der Serie bedeutet „Wer kümmert sich um Venedig?“ Ich fragte die Menschen, ob ich sie bei ihrer Arbeit fotografieren dürfe. Manche Aufnahmen entstanden während der frühen Morgenstunden in denen die alternde Diva von den Straßenkehrerinnen und Müllmännern für ihren Auftritt wenige Stunden später herausgeputzt wird. Der Canal Grande zeigt sich als Schlagader einer Stadt, die nicht über Straßenasphalt, sondern über das Wasser versorgt und am Leben erhalten wird.

Die Bilder sollen auch ein wenig von der Wehmut erzählen, die jeden Venezianer und jede Venedig-Liebhaberin überkommt, wenn man beobachtet wie „La Serenissima“ nach rund 1200 Jahren ihres Bestehens zum Disney Land verkommt. Wie eine vielhundertjährige Geschichte nur noch den extravaganten Hintergrund für den Kauf billiger Urlaubsandenken während einer eintägigen Stippvisite bilden darf.

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