Der Titel der Ausstellung stellt ein Bibelzitat in Frage! Trotzdem wird sie in einer Franziskanischen Einrichtung, dem Hofheimer Exerzitienhaus, gezeigt? Die Ausstellung will jedoch nicht den alttestamentarischen Auftrag in Frage stellen, sondern die Art, wie wir Menschen ihn erfüllen.
Meine Fotografien zeigen versiegelte Erde. Überall in unserer Region fand ich sie. Betoniert, asphaltiert und gepflastert machen wir sie uns täglich zu Nutze oder haben sie schon längst hinter einer verfallenen Absperrung vergessen. Der kühle Stil der Aufnahmen unterstreicht bewusst die Trostlosigkeit der Orte.
Über jedem der „Erde-Bilder“ prangt ein „Himmel-Bild“. Sie zeigen gewaltige Wolkenformationen oder das brennende Abendrot, zarte Wolkenfedern und drohende Gewittertürme. Aber auch diese scheinbar unantastbare Sphäre wird durch Flugzeuge und Kondensstreifen verletzt.
Gerlinde Kielburgers Lyriken laden mit ihrer Eindrücklichkeit den Leser ihrerseits zu intensiver Auseinandersetzung mit dem Gesehenen ein. Sie nehmen Bezug zu den Fotografien, stehen aber auch für sich selbst. Sie ziehen den Leser in ihren Bann und lassen ihn nicht entkommen – außer er wendet sich ab.
Das Abwenden wird dem Betrachter jedoch nicht leicht gemacht. Zwischen manchen Bildpaaren wurde in Augenhöhe ein Spiegelstreifen eingefügt. Der Blick in die eigenen Augen soll verdeutlichen, dass es sich bei dem Projekt nicht um eine abstrakte Idee handelt, sondern um die Aufforderung an jeden Einzelnen, sich darüber Gedanken zu machen, ob er den alttestamentarischen Auftrag sinngemäß erfüllt.